|
|
Auch heute noch ist die wirkliche Ursache der
Neurodermitis unbekannt. Als einen führenden Forscher auf diesem
Gebiet kenne ich Herrn Professor Gieler, und erwähnt seien ihm
zu Ehren seine beiden Bücher: Uwe Gieler, Klaus Andreas Bosse
"Seelische Faktoren bei Hautkrankheiten", Hans Huber, und U. Stangier,
U. Gieler, A. Ehlers: "Neurodermitis bewältigen", als auch das
Buch von Anja Pliske/Karin Riemann-Lorenz/Rainer Simeit: "Neurodermitis
bei Kindern", Spektrum, Akademischer Verlag (ein Informations-
und Arbeitsbuch für Eltern und Kinder). Aber letztendlich muss
ehrlich festgestellt werden, dass all diese Autoren den tatsächlichen
psychologischen Anteil der Neurodermitis noch nicht haben eruieren
können.
04.12.2006
Die Heilung beginnt im Kopf !
Sicherlich hat die Neurodermitis etwas mit einer genetischen Komponente
zu tun, bzw. ein Neurodermitkier muss sich eingestehen: "Ich habe
eine erbliche Disposition zur Neurodermitis!"
Aber durch neueste Forschungsergebnisse wissen wir, dass
schwerwiegende Erlebnisse, Gene an-, bzw. abzuschalten vermögen.
Wie weiter unten ausgeführt, hat einer meiner Söhne eine massive
Neurodermitis : von meinem Vater weiß ich, dass er unter einer schweren
Primelallergie litt, mich hat diese Symptomaitk einigermaßen übersprungen,
einen meiner Söhne hatte es dann wieder "erwischt". Aber nachdem
wir in unserem familiären Umgang etwas miteinander veränderten,
konnte er seine Disposition, seine Gene zur Neurodermitis abschalten
und er ist inzwischen seit 26 Jahren beschwerdefrei!
Insofern kann man, strengstens wissenschaftlich formuliert, nicht
von einer Heilung bei Neurodermitis sprechen, denn die Bereitschaft
dazu bleibt ja erhalten, aber bei Veränderung eines Konzeptes im
Kopf, kann ich eine deutliche Symptomreduktion, bis zum völligen
Abklingen der Erkrankung, erreichen.
Meine Beobachtung ist nun, dass ein Neurodermitiker
1. eine unglaubliche angst davor hat, etwas tun zu müssen
(was er nicht will) und
2. dass ihn eine ungeheuere Angst leitet, einen Fehler zu begehen,
bzw. andere zu enttäuschen, bzw. schuldig zu werden. Er tut sich
daher auch schwer Entscheidungen zu treffen.
(In einem Forschungsprojekt, zusammen mit Herrn Prof. Niels Birbaumer,
Verhaltenstherapeut, Tübingen und Herrn Prof. Uwe Gieler, Psychosomatische
Hautklinik, Dießen, versuchen wir nun diese, meine Beobachtung in
einer wissenschaftlichen Arbeit zu überprüfen.
(Wenn Sie sich verstanden fühlen, so würde ich mich über eine Nachricht
Ihrerseits freuen: dr.frederich@frederich.de).
Einer meiner Söhne hatte von seinem 6. bis 12. Lebensjahr eine klassische,
massive Neurodermitis, und erst als ich 1980, als er 12 Jahre alt
war, mich ihm gegenüber im Erziehungsverhalten deutlich geändert
hatte, bildete sich innerhalb von einem
halben Jahr seine Neurodermitis bis heute anhaltend (!) zurück.
Nach meiner Beobachtung wirkt in Neurodermitikern eine ungeheuere
Angst, vor dem Satz: "Du musst!!!"
Jedes Mal wenn ein "du musst" auf sie zukommt, wird sofort Juckreiz
ausgelöst, ja ein Neurodermitiker muss es nur denken - "du musst"
- schon kann er sich wieder kratzen, bis hin sogar "das Fell sich
vom Leibe ziehen, bis das Blut spritzt". (Angstbesetzte Worte, Sätze,
können uns Menschen genauso krank machen wie Bakterien, Viren, oder
zu viel Sonnenstrahlen.)
Woher kommt nun diese Allergie, Überempfindlichkeit auf den Satz
"du musst"? Nach meiner Beobachtung sind die Mütter von Neurodermitiker-Kindern
sehr unsicher bzw. inkonsequent, und dadurch bewirken sie für ihr
Kind zu wenig Geborgenheit, Sicherheit. Nur wenn die Eltern liebevoll,
aber eindeutig und wenn es auch mal sein muss energisch vorgeben,
welche Spielregeln denn in ihrer Familie gelten, entsteht so für
das Kind Sicherheit, Geborgenheit und Orientierung: Es kann sich
fallen lassen, entspannen, ausruhen, Kraft schöpfen.
Viele Eltern nun - in unserer Gesellschaft - sind sich in ihrem
Erziehungsverhalten unsicher und inkonsequent: Es entsteht hiermit
für das Kind keine Geborgenheit/Sicherheit, vielmehr muss es nun
selber Verantwortung, seine eigene Steuerung übernehmen, da ja von
außen Richtlinien nicht sicher genug vorgegeben werden oder fehlen.
Dieses Verantwortung-Übernehmen heißt, Anspannung in sich aufbauen,
wachsam sein müssen, nicht abschalten können. Daher kommt es auch,
dass Neurodermitiker viel zu viel grübeln (chronisch bzw. anhaltend
nachdenken), was wiederum in unserem Gehirn eine anhaltende Anspannung
bewirkt, die ein Neurodermitiker dann in Juckattacken umsetzt. Mit
anderen Worten, ein ND-Patienten muss dann also von frühester Kindheit
an immer wieder viel zu viel "müssen" (viel zu viel Verantwortung
tragen), was auch Christiane Rauch in ihrer psychologischen Diplomarbeit
1999, Darmstadt, eindeutig herausarbeiten konnte und ich konnte
auch beobachten. Somit ist es für mich logisch, dass ein ND-Patienttendenziell
nach dem Motto arbeitet: ". .ich tue viel für andere (ich muss ja
Verantwortung tragen), aber man sollte es nicht von mir haben wollen
(im Prinzip mag ich überhaupt nicht mehr müssen!)." Und dies wird
dann in einem Verhalten, welches ich als reflexartigen Widerspruch
(stets dagegen) bezeichne, auffällig.
Als therapeutische Empfehlung gilt für einen ND-Patienten daher,
wenn eine Aufforderung oder sogar ein "Muss" auf ihn zukommt, nun
nicht gleich reflexartig sich dagegen einzustellen, sondern sich
dieses "du musst" genauer anzusehen und in aller Ruhe zu überlegen
ob dieser Wunsch des anderen wirklich Sinn macht und es im Sinne
der Kooperation gut wäre, auf das Verlangen des Gegenübers
- einzugehen,
- ob dieses "du musst" zwar unsinnig ist, es aber aus einem
übergeordneten Grund doch sinnvoll ist, mitzumachen (z. B. die
viel zu hohen Steuern in unserem Lande dennoch klaglos zu begleichen)
- oder aber, ob der Wunsch des anderen tatsächlich Unfug ist,
und er mit gutem Recht in überlegter Weise Nein sagen darf bzw.
kann.
Es geht also darum, nicht mehr reflexartig gegen
alles Nein zu sagen und damit "du musst" abzublocken bzw. den
Juckreiz zu umgehen, sondern in eigener Souveränität zu überlegen
und zu entscheiden ob dieses "du musst" doch Sinn macht oder tatsächlich
ein abzulehnende ist. Als Weiteres gilt dann noch für einen ND,
dass er ab heute Fehler machen darf, andere enttäuschen darf,
auch einmal schuldig sein darf, denn diese Angst ist eine unglaubliche
Motivationsbremse, und hindert ein erfolgreiches Leben führen
zu können. Zusammengefasst ist einem ND- Patienten Mut zu machen
für etwas zu sein, und nicht immer reflexartig dagegen.
|
|
Durch eine konsequente und sichere
Erziehung der Eltern entsteht für das Kind Sicherheit, Geborgenheit,
und es kann sich daher fallen lassen, ausruhen und entspannen. |
|
|
|
|
|
Je älter das Kind wird, umso mehr
solle ihm von den Eltern auch Freiheit zugestanden werden.
Freiheit beinhaltet aber auch Verlust von Geborgenheit. Man
kann Geborgenheit und Freiheit nicht gleichzeitig haben. |
|
|
|
|
|
In diesem Bild ist symbolisch
eine inkonsequente, unsichere Erziehung der Eltern dargestellt,
was für das Kind eine anhaltende Anspannung bewirkt, und im
Gehirn dieses Kindes entsteht dadurch der Befehlt: Du musst
für dich selber Verantwortung tragen. Verständlicherweise
wird ein solches Kind über die Zeit hochallergisch auf diesen
Befehl sein, denn es möchte ja einmal endlich ausruhen und
abschalten können. |
|
|
|
Bildvergrößerung
durch
klicken auf das Bild!
|
|
September 2005 |
Aktuelle Erweiterung:
Stand 04.04.2002
Über die Pathogenität des chronischen Misstrauens am Beispiel
der Neurodermitis
Ein erfahrungswissenschaftlicher Bericht
Die Ergebnisse von H. Selye und I. Prigogine zusammenfassend können
wir heute davon ausgehen, dass ein Lebewesen über die Zeit nur
dann zu existieren vermag, wenn es einem Wechsel von Anspannung
und Entspannung unterliegt. Ein biologisches System muss schwingen.
(Eine Laborratte wurde daraufhin trainiert, auf einen Hebel zu
drücken, um so zu einem Futterröllchen zu gelangen. Anschließend
"wurde man gemein" und gab nach dem Zufallsprinzip Strom auf die
Taste. Wenige Tage später antwortete das Tier mit Magengeschwüren.
Die dauernde Anspannung bzw. das jetzt zu Recht existierende chronische
Misstrauen bezogen auf den "Futterhebel" veranlasste den Organismus
der Ratte mit Läsionen der Magenschleimhaut zu reagieren.)
Forschungsergebnisse der Neurobiologen LeDoux, J., Spitzer, M.,
Hüther, G., Roth, G., Kropiunigg, U., aber auch Ader, R. (ein
Mitbegründer der Psychoneuroimmunologie (PNI)) zeigen auf, dass
angeborene als auch erworbene Ängste in den Mandelkernen (Amygdalae)
zu finden sind: Vaas R. zeigt anlässlich einer funktionellen Kernspintomografie
auf, wie bei Verarbeitung von Angst die Amygdalae aktiv sind!
Diese erworbenen Ängste verursachen in dem betreffenden Lebewesen
ein chronisches Misstrauen bzw. eine anhaltende Anspannung (bzw.
den seit 70 Jahren bekannten Dis-Stress). Dieses chron. Misstrauen,
gleich anhaltende Anspannung aktiviert dann die bekannten Hormone
des Stresssystems und/oder das sympathische Nervensystem mit der
Folge, dass dann eines Tages der Körper in Kombination mit ungünstigen
Erbfaktoren oder gerade zufällig anwesenden Bakterien oder Viren
im Sinne einer Erschöpfungsreaktion mit einer "passenden" Erkrankung
reagiert.
Nach Kuhl, Julius, Osnabrück (Schwerpunkt Persönlichkeitsforschung)
mdl. pers. benötigen wir Menschen im Rahmen unseres Heranwachsens
von unseren Eltern dreiHilfen:
1. Wertschätzung, d. h. angenommen sein, sich als liebenswert
erleben nur dafür, dass es einen gibt (dies betrifft das S E I
N).
2. Motivation, d. h. Mut gemacht bekommen zum zunehmend eigenverantwortlichen
Handeln, d. h. auch Fehler machen dürfen (dies betrifft das K
Ö N N E N).
3. Grenzen gesetzt bekommen, d. h. Verinnerlichen der Spielregeln
der Gesellschaft, in die ich hineingeboren wurde, sozial kompatibel
werden (dies betrifft die R ü c k s i c h t n a h m e).
Während der letzten 20 Jahre habe ich nun mit weit über hundert
Neurodermitiker-Familien gearbeitet und dabei - ohne Ausnahme
- immer wieder feststellen müssen, dass ND-Kindern von ihren Müttern
kaum bis keine Grenzen gesetzt werden, die Wertschätzung fällt
gering aus, und die Motivation wird auch nur begrenzt gefördert:
Mütter von ND-Kindern fallen mir durch eine große innere Unsicherheit
auf ("bloß keinen Fehler machen!"), und daher erziehen sie inkonsequent.
Weiter sind sich beide Eltern in ihren Auffassungen über Erziehung
weitestgehend uneinig, und so gibt es wieder keine Konsequenz:
Das Kind erfährt somit keine Grenzen, keinen Rahmen, keine Orientierung,
keine Geborgenheit, es kann sich nicht fallen lassen, nicht abschalten,
die Stressachse bleibt chronisch überaktiviert.
Da die Mutter aber auch mehr kritisiert als lobt, kommt die Wertschätzung
zu kurz. Der Heranwachsende muss sich folglich später vorrangig
über KÖNNEN definieren.
Dieses KÖNNEN ist aber auch wieder eingeschränkt, da dem Kind
zusätzlich signalisierte wurde, "du darfst keinen Fehler machen!".
Nach Petri, H. kommt nun noch Folgendes hinzu: Mit dem 10., 11.
Lebensmonat - zu der Zeit des Laufenlernens - möchte ein Säugling
auch ganz langsam zur Mutter auf Distanz gehen. Dies kann er aber
nur, wenn ein Vater da ist, sonst stürzte er in ein Nichts. Ist
ein Vater nicht da, zeigt dies zwei unzweckmäßige Konsequenzen:
1. Das Kind liebt einerseits seine Mutter weiter, entwickelt aber
auch einen zunehmenden Hass oder eine Verachtung, da es ja weg
möchte und nicht kann. Es gerät in eine Ambivalenz.
2. Das Kind ist weiter nur mit einer Wirklichkeit konfrontiert,
nämlich der der Mutter und es lernt so nicht, dass es verschiedene
Auffassungen über die Welt gibt. (Demokratie wird somit bereits
am Ende des ersten Lebensjahres gelernt oder nicht.) Ist nun die
Mutter dominant, gerät das Kind in die Untertanen-Position und
wird sich später auch als Erwachsener so verhalten. Ist die Mutter
unsicher und schwach, wird das Kind zum Boss der Familie, es lernt
Herrschen. (Kanzler Schröder z. B. musste ohne einen Vater groß
werden).
Das ND-Kind befindet sich nun in einer paradoxen Situation: Einerseits
ist die Mutter unsicher und verleitet damit ihr Kind zur Dominanz,
zum Verantwortungsträger über sich, anderseits lässt sich aber
eine solche Mutter kaum etwas sagen, da sie selber in ihrer Kindheit
viel zu sehr bevormundet wurde. Die Mutter strahlt die Botschaft
aus: "Hilf mir, aber ich lasse mir nicht helfen!"
Folgende Therapieempfehlungen haben sich daher für mich in den
letzten 15 Jahren bewährt:
Handelt es sich um eine Familie mit einem neuroderm. Säugling
bis Grundschulkind, so trage ich den Eltern auf: ab heute gilt
liebevolle Konsequenz, es gibt kaum mehr Ausnahmen und beide Eltern
sind sich in ihrer Erziehungsauffassung tendenziell einig! (Ich
zeige den Eltern auf, dass es ohnehin keine richtige Erziehung
gibt und es somit besser ist, mal etwas Unzweckmäßiges anzuordnen,
als vor lauter Unsicherheit alles laufen zu lassen. Die Kinder
brauchen Sicherheit!)
Einem jugendlichen oder erwachsenden ND-Patienten mache ich bewusst,
dass ihn bisher zwei chron. Misstrauen geleitet haben, d. h.,
er war gezwungen davon auszugehen, dass all die Mitmenschen um
ihn herum ihm nicht erlauben,
1. einen Fehler zu machen oder andere zu enttäuschen oder schuldig
zu sein (es ist entscheidend wichtig, die Formulierung des Pat.
zu treffen).
2. einen eigenen Weg zu gehen, Selbstbestimmung zu leben, sich
nicht abgrenzen zu dürfen (als Metapher siehe hier auch die offenen,
nicht abgrenzende Haut eines ND-Pat).
Als Abwehr erster Ordnung gegen die Angst (chron. Misstrauen),
keinen Fehler machen zu dürfen, wird die Perfektion eingesetzt.
Als Abwehr erster Ordnung gegen die Angst (chron. Misstrauen)
keine Selbstbestimmung leben zu dürfen, wird die Strategie Verantwortung
für andere zu übernehmen und den Boss zu spielen eingesetzt. Versagen
diese Abwehrstrategien erster Ordnung folgt als Abwehr zweiter
Ordnung die Erkrankung, im vorliegenden Fall die Neurodermitis.
Sobald nun Eltern von jungen ND-Pat. in ihren Erziehungsverhalten
einig und konsequent werden und auch mehr loben, denn kritisieren,
bildet sich - meiner 20-jährigen Erfahrung nach - die ND sukzessive
zurück.
Sobald ein jugendlicher, erwachsener ND-Pat. den Mut entwickelt
und sukzessive "trainiert" angstfrei Fehler machen und auch eigene
Entscheidungen leben zu dürfen, "für etwas zu sein" (!) (und nicht
immer wie bisher reflexartig gegen alle und alles), wird sich
auch bei ihm das ND-Leiden zurückbilden.
Statistik
Alle 3 Studien wurden von Prof. Sorgatz, klinischer Psychologe,
Uni Darmstadt geleitet:
1990/91 begleitete in einer ersten Untersuchung Frau Brigitte
Kamutzki meine Therapien mit 9 ND Familien und 11 ND-Pat. (von
3 Monate alt bis zur Pubertät) über 9 doppelstündige Sitzungen,
aufgezeichnet auf Video, und zusätzlich hatten alle Beteiligte
standardisierte Fragebögen über ihre Befindlichkeit auszufüllen.
6 Monate nach der 9. Sitzung erfolgte noch einmal eine Kontrolle:
Von 11 ND-Pat. hatten 6 ihre ND nahezu vollständig verloren; bei
Dreien gab es einen mittleren Erfolg. 3 Pat. zeigten sich unverändert.
1993 wiesen die Diplomandinnen Frau Balduk, Frau Demirkol und
Frau Heyer bei 39 Indexpat. in einer Katamnese nach, dass die
Zusammenarbeit mit mir einen Erfolg von 68 % anhaltend erbracht
hatte. (Andere psychosomat. Störungen wie Depression, Angstsyndrome,
u. Ä. gingen um 66 % zurück.)
Im Jahr 1999 zeigte in ihrer psycholog. Diplomarbeit Frau Christiane
Rauch an 48 ND-Pat., dass diese dazu neigen, sich signifikant
mehr für andere verantwortlich zu fühlen als eine Kontrollgruppe.
Auf meinen (!) Wunsch hin schrieben von Dez. 1994 an alle bei
der DAK versicherten Patienten und ihre Angehörigen am Ende einer
Therapie (durchschnittlich 12 - 14 Doppelstunden über rund 1 ½
Jahre verteilt) einen Bericht über mich und meine Arbeit mit ihnen
an die Zentrale der DAK in Frankfurt. Das Urteil der Kassenvertreter
war "ausgezeichnet".
Abschließende Bemerkung
Immer wieder werde ich gefragt, ob ich denn nun analytisch, tiefenpsycholog.
fundiert oder nach dem Konzept der VT. arbeite. Meine Antwort:
Mich interessiert, wie Menschen miteinander, d. h. inter-psychisch,
und ein jeder mit sich selber, d. h. intra-psychisch, kommunizieren.
Bereits als Hausarzt konnte ich beobachten, dass die Kommunikation
in einer PatientenFamilie um so mehr gestört war, je schwerwiegender
jemand krank darniederlag. Ich spreche von einer dysfunktionalen
Kommunikation, sei es mit sich selber, sei es mit anderen, bzw.
nicht der Patient ist krank, sondern die Beziehung in der er lebt.
(zu sich selber, als auch zu anderen.)
Daraus folgt für mich logisch, dass einmal dem Pat. aufgezeigt
werden muss, wie er zweckmäßiger mit sich selber zu kommunizieren
vermag. Zweckmäßiger heißt für mich angstfreier und damit entspannter
bzw. weg von dem chronischen Misstrauen, welches einst durch angstbesetzte
Erlebnisse verinnerlicht und in den Amygdalae gespeichert wurde,
und hin zu einem "kontrollierten Vertrauen" in die eigenen Fähigkeiten,
als auch in das eigene Sein und in die Mitmenschen, welches Entspannung
bewirkt: Hier berufe ich mich auf die neuesten Forschungsergebnisse
der Neuro - Biologie, Psychoneuroimmunologie und Verhaltensforschung.
Was die Kommunikation unter einander anbelangt, mache ich mir
die Ergebnisse der Familientherapieforschung zu Eigen. Aber auch
die Resultate der Kooperationsforschung sind hier von Interesse.
In Zusammenarbeit mit Kuhl Julius, Osnabrück sind für die nächste
Zeit weitere Forschungsprojekte in oben aufgezeigter Richtung
geplant.
Literatur
1. Ader, R.: Psychoneuroimmunologie. Academic Press, New York,
1981
2. Axelrod, R.: Die Evolution der Kooperation. Scientia Nova.
Oldenburg 1988
3. Bateson, G.: Ökologie des Geistes. Frankfurt, Suhrkamp, 1981
4. Bateson, G.: Geist und Natur. Frankfurt, Suhrkamp 1982
5. Dawkins, R.: Das egoistische Gen. Spektrum. 1994
6. Delbrück, M.: Wahrheit und Wirklichkeit. Über die Evolution
des Erkennens. Rasch und Röhring 1986
7. Engel, G.: The need for a new medical model: A challenge for
biomedicine Science. Vol. 196, Number 4286, 129 - 136
8. Englert, H.: Wenn der Bär im Höhleneingang auftaucht (Stressforschung)
in Gehirn und Geist. Spektrum Nr. / 2002 S. 58 - 63
9. Foerster v., H.: Sicht und Einsicht, Braunschweig 1985
10. Gieler, U.: Seelische Faktoren bei Hautkrankheiten. Bern,
Hans Huber 1996
11. Gieler, U.: in Stangier, U.; Gieler, U.; Ehlers, A.: Neurodermitis
bewältigen. Berlin, Springer 1996
12. Glasersfeld v., E.: Wissen, Sprache und Wirklichkeit. Braunschweig
1987
13. Hüther, G.: Biologie der Angst. Sammlung Vandenhoeck 1998
14. Hüther, G.: Die Evolution der Liebe. Sammlung Vandenhoeck
1999
15. Kamutzki, B.: Veränderung der psychologischen Faktoren durch
Familienberatung bei Neurodermitikern. Psycholog. Diplomarbeit,
Darmstadt, 1991
16. Kropiunigg, U.: Psyche und Immunsystem. Wien, New York. Springer
Verlag 1990
17. Kuhl, J.: Motivation, Konflikt und Handlungskontrolle. Springer.
1983
18. Kuhl, J.: Motivation und Persönlichkeit. Interaktionen psychischer
Systeme. Hogrefe. 2001
19. LeDoux, K.: das Netz der Gefühle. Hanser 1998
20. Ludewig, K.: Systemische Therapie. Grundlagen klinischer Theorie
und Praxis. Stuttgart Klett - Cotta 1992
21. Luhman, N.: Soziale systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie.
Frankfurt Suhrkamp 1984
22. Palazzolie, S.M.; Bosculo, L.: Cecchin, G.: Paradoxon und
Gegenparadoxon Stuttgart Klett - Cotta
23. Rauch, Chr.: Die familiären Interaktionsmuster bei Neurodermitispatienten.
Psycholog. Diplomarbeit 1999. Darmstadt
24. Roth, G.: das Gehirn und seine Wirklichkeit. Frankfurt Suhrkamp
1998
25. Satir, V.: Selbstwert und Kommunikation. Familientherapie
für Berater und zur Selbsthilfe. Pfeiffer München 1996
26. Schulz, v. Th.: Miteinander reden. Band I - III. rororo 1999
27. Seligmann, M.E.P.: Erlernte Hilflosigkeit. Urban & Schwarzenberg
1986
28. Selye, H.: The Stress of life. New York: McGraw - Hill
29. Shazer, de S.: das Spiel mit Unterschieden. Heidelberg. Karl
Auer 1992
30. Spitzer, M.: Geist im Netz. Modelle für Lernen, Denken und
Handeln. Heidelberg Spektrum 2000
31. Stierlin, H.: Das Tun des Einen ist das Tun des Anderen. Frankfurt.
Suhrkamp 1976
32. Vaas, R.: Schrecken im Gehirn. Gefühlswelt Angst. In Gehirn
und Geist. Spektrum. 1 / 2002, S.80 - 87
33. Vester, F.: Denken, Lernen, Vergessen, DTV 1998
34. Watzlawick, P.: Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen
Wandels. Bern Huber 1976
35. Watzlawick, P.: Menschliche Kommunikation. Bern Hans Huber
1982
nach oben
Impressum
|