Dr. med. Frederich
 
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Multiple Sklerose (MS)

Die multiple Sklerose (MS) ist eine schubförmige oder chronisch progredient (fortschreitend) verlaufende, multifokale (an vielen Orten) verlaufende, entzündliche Entmarkungskrankheit (Das "Mark", das Zentrum der Nerven wird zerstört). Bis heute ist nicht zweifelsfrei gesichert, ob es sich im engeren Sinn um eine Autoimmunkrankheit (das Immunsystem richtet sich gegen sich selber, statt nur Fremdes / nicht Körpereigenes zu bekämpfen). Immunologische Mechanismen spielen aber im Krankheitsverlauf eine wichtige Rolle.

Ätiopathogenese (über die Ursachen der Entstehung dieser Erkrankung)

Die Ätiologie der multiplen Sklerose ist weiterhin nicht gesichert. Viele unserer hypothetischen Vorstellungen entstammen Beobachtungen an der autoimmunen und virusinduzierten Form der experimentell-autoimmunen Enzephalomyelitis ("Gehirn-Nervenmarkentzündung").
Unter den zahlreichen Umweltfaktoren, die epidemiologisch als MS-Auslöser diskutiert werden, wird eine vorangehende Virusinfektion als wahrscheinlichste angesehen. (Zitiert aus "Praxis der Neurologie", von Klaus Kunze, Thieme Verlag, 1999. Seite 100 (Ergänzungen durch B.F.)

Bei einem Teil der MS Patienten habe ich sehen gelernt, dass sie in ihrer Jugend ein inkonsequentes Elternhaus erfahren hatten und somit konnten sie auch einmal zu verlieren, nicht lernen. (Ein Kind lernt nur dann zu verlieren, wenn die Eltern ihm da und dort ein striktes Nein entgegen setzen, welches nicht zu verhandeln ist, sondern unverrückbar im Raum steht). Es ist also diesen MS Patienten nahe zu bringen, in bestimmten Situationen auch einmal sagen zu können: "Hier habe ich verloren, bzw. hier muss ich einmal verlieren können, die Gegenseite ist übermächtig und wenn ich überleben will, so muss ich einfach gute Miene zum bösen Spiel machen, nachgeben und verlieren".



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(Über Wertschätzung und Motivation siehe auch in meinem Buch "Die Verliebtheitsfalle")

Freiheit, Selbstbestimmung ist uns Menschen äußerst wichtig. Frau Prof. Nölle-Neumann, Gründerin des Meinungsforschungsinstitutes Allensbach, fand in einer Umfrage heraus, dass uns Menschen Freiheit weit wichtiger ist als Gerechtigkeit. Nicht ohne Grund heißt die Statue am Eingang des New Yorker Hafens Freiheitsstatue und nicht Gerechtigkeitsstatue. Oder denken sie an die Freiheitskriege der Urschweizer (1290 - ca. 1400) gegen die Habsburger oder die Freiheitskriege der Tschetschenen gegen die Russen oder an die DDR-Bürger, die unter Lebensgefahr die Grenzbefestigungsanlagen überwanden, "nur" um in Freiheit zu gelangen. Freiheit bzw. Selbstbestimmung erlange ich nun dadurch, dass ich - je nach Situation - mal sagen und auch leben kann: "Das will ich!", oder "Das will ich nicht!"

Ein MS-Pat. erzählte mir Folgendes aus seinem Elternhaus: Ich bin als Ältester auf einem Bauernhof groß geworden. Meine Eltern waren erzkonservativ. Alles musste so gemacht werden, wie es schon unsere Urahnen erledigt hatten. Selbstverständlich hatte ich als Erstgeborener den Hof zu übernehmen. Ein "ich will" (etwas Eigenes unternehmen) gab es nicht. Nur mit größter Mühe und stets schlechtem Gewissen durfte ich beruflich etwas anderes machen. Als ich mir dann aber einen Urlaub in einem fernen Land gönnen wollte, stellte sich der erste MS Schub ein (eine Bauerfamilie macht keinen Urlaub!!!). Interessanterweise ereilten mich auch später die meisten Schübe, wenn ich verreisen, einen Urlaub machen wollte.

Maria, eine Frau um die fünfundvierzig Jahre, durch ihre MS vorübergehend bereits im Rollstuhl gelandet, erzählte: Ich war die Älteste, und meine Eltern führten neben einem Bauernhof auch noch eine Gastwirtschaft. Schon mit 4 Jahren hatte ich die Gäste mit zu bedienen. Schrecklich war es abends, wenn ich tot müde nicht ins Bett durfte, weil zwei, drei Gäste kein Ende fanden. Einfach mal zu sagen "ich will nicht mehr bedienen" war undenkbar, wäre mir nie in den Sinn gekommen.

Entsprechend diesem Szenarium hatte sich diese Frau einen Ehemann ausgesucht, der von seiner Mutter sehr verwöhnt worden war und der es jetzt in seinem Erwachsenenleben auch wieder bequem angehen ließ. Für Action und Verantwortungtragen war ja seine Frau zuständig, denn die hatte es ja so in ihrer Kindheit gelernt. Durch ihre Überaktivität verwöhnte Maria nun auch ihre drei Kinder, so dass sie am Ende "vier Säuglinge" zu betreuen hatte. Selbstverständlich war sie auch noch berufstätig.

Als nun ein Elternteil von ihr starb und jetzt drohend die Frage auf sie zukam, wieder die Gastwirtschaft zu führen, stellten sich auf einmal - wie von Geisterhand - die ersten MS-Beschwerden ein. (Sie hatte sich nicht getraut zu sagen: Das will ich nicht!!!)

Meiner Erfahrung nach haben nun MS-Pat. zu trainieren, mit gutem Gewissen sagen und leben zu können. Entweder "das will ich!" oder aber "das will ich nicht!", um so zu mehr Selbstbestimmung, Freiheit zu kommen. Vier MS-Pat. haben jetzt nach mir keine Schübe mehr.

In einem Forschungsprojekt mit einer größeren Anzahl von MS-Pat. sind jetzt Herr Prof. J. Kuhl, Psychologe und Motivationsexperte, Osnabrück und ich dabei, meine Beobachtung wissenschaftlich zu überprüfen.

Stand: 13.07.03

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