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Multiple Sklerose (MS)
Die multiple Sklerose (MS) ist eine schubförmige oder chronisch
progredient (fortschreitend) verlaufende, multifokale (an vielen
Orten) verlaufende, entzündliche Entmarkungskrankheit (Das "Mark",
das Zentrum der Nerven wird zerstört). Bis heute ist nicht zweifelsfrei
gesichert, ob es sich im engeren Sinn um eine Autoimmunkrankheit
(das Immunsystem richtet sich gegen sich selber, statt nur Fremdes
/ nicht Körpereigenes zu bekämpfen). Immunologische Mechanismen
spielen aber im Krankheitsverlauf eine wichtige Rolle.
Ätiopathogenese (über die Ursachen der Entstehung dieser
Erkrankung)
Die Ätiologie der multiplen Sklerose ist weiterhin nicht gesichert.
Viele unserer hypothetischen Vorstellungen entstammen Beobachtungen
an der autoimmunen und virusinduzierten Form der experimentell-autoimmunen
Enzephalomyelitis ("Gehirn-Nervenmarkentzündung").
Unter den zahlreichen Umweltfaktoren, die epidemiologisch als
MS-Auslöser diskutiert werden, wird eine vorangehende Virusinfektion
als wahrscheinlichste angesehen. (Zitiert aus "Praxis der Neurologie",
von Klaus Kunze, Thieme Verlag, 1999. Seite 100 (Ergänzungen durch
B.F.)
Bei einem Teil der MS Patienten habe ich sehen gelernt, dass sie
in ihrer Jugend ein inkonsequentes Elternhaus erfahren hatten
und somit konnten sie auch einmal zu verlieren, nicht lernen.
(Ein Kind lernt nur dann zu verlieren, wenn die Eltern ihm da
und dort ein striktes Nein entgegen setzen, welches nicht zu verhandeln
ist, sondern unverrückbar im Raum steht). Es ist also diesen MS
Patienten nahe zu bringen, in bestimmten Situationen auch einmal
sagen zu können: "Hier habe ich verloren, bzw. hier muss ich einmal
verlieren können, die Gegenseite ist übermächtig und wenn ich
überleben will, so muss ich einfach gute Miene zum bösen Spiel
machen, nachgeben und verlieren".
(Über Wertschätzung und Motivation siehe auch in meinem Buch "Die
Verliebtheitsfalle")
Freiheit, Selbstbestimmung ist uns Menschen äußerst wichtig. Frau
Prof. Nölle-Neumann, Gründerin des Meinungsforschungsinstitutes
Allensbach, fand in einer Umfrage heraus, dass uns Menschen Freiheit
weit wichtiger ist als Gerechtigkeit. Nicht ohne Grund heißt die
Statue am Eingang des New Yorker Hafens Freiheitsstatue und nicht
Gerechtigkeitsstatue. Oder denken sie an die Freiheitskriege der
Urschweizer (1290 - ca. 1400) gegen die Habsburger oder die Freiheitskriege
der Tschetschenen gegen die Russen oder an die DDR-Bürger, die
unter Lebensgefahr die Grenzbefestigungsanlagen überwanden, "nur"
um in Freiheit zu gelangen. Freiheit bzw. Selbstbestimmung erlange
ich nun dadurch, dass ich - je nach Situation - mal sagen und
auch leben kann: "Das will ich!", oder "Das will ich nicht!"
Ein MS-Pat. erzählte mir Folgendes aus seinem Elternhaus: Ich
bin als Ältester auf einem Bauernhof groß geworden. Meine Eltern
waren erzkonservativ. Alles musste so gemacht werden, wie es schon
unsere Urahnen erledigt hatten. Selbstverständlich hatte ich als
Erstgeborener den Hof zu übernehmen. Ein "ich will" (etwas Eigenes
unternehmen) gab es nicht. Nur mit größter Mühe und stets schlechtem
Gewissen durfte ich beruflich etwas anderes machen. Als ich mir
dann aber einen Urlaub in einem fernen Land gönnen wollte, stellte
sich der erste MS Schub ein (eine Bauerfamilie macht keinen Urlaub!!!).
Interessanterweise ereilten mich auch später die meisten Schübe,
wenn ich verreisen, einen Urlaub machen wollte.
Maria, eine Frau um die fünfundvierzig Jahre, durch ihre MS vorübergehend
bereits im Rollstuhl gelandet, erzählte: Ich war die Älteste,
und meine Eltern führten neben einem Bauernhof auch noch eine
Gastwirtschaft. Schon mit 4 Jahren hatte ich die Gäste mit zu
bedienen. Schrecklich war es abends, wenn ich tot müde nicht ins
Bett durfte, weil zwei, drei Gäste kein Ende fanden. Einfach mal
zu sagen "ich will nicht mehr bedienen" war undenkbar, wäre mir
nie in den Sinn gekommen.
Entsprechend diesem Szenarium hatte sich diese Frau einen Ehemann
ausgesucht, der von seiner Mutter sehr verwöhnt worden war und
der es jetzt in seinem Erwachsenenleben auch wieder bequem angehen
ließ. Für Action und Verantwortungtragen war ja seine Frau zuständig,
denn die hatte es ja so in ihrer Kindheit gelernt. Durch ihre
Überaktivität verwöhnte Maria nun auch ihre drei Kinder, so dass
sie am Ende "vier Säuglinge" zu betreuen hatte. Selbstverständlich
war sie auch noch berufstätig.
Als nun ein Elternteil von ihr starb und jetzt drohend die Frage
auf sie zukam, wieder die Gastwirtschaft zu führen, stellten sich
auf einmal - wie von Geisterhand - die ersten MS-Beschwerden ein.
(Sie hatte sich nicht getraut zu sagen: Das will ich nicht!!!)
Meiner Erfahrung nach haben nun MS-Pat. zu trainieren, mit gutem
Gewissen sagen und leben zu können. Entweder "das will ich!" oder
aber "das will ich nicht!", um so zu mehr Selbstbestimmung, Freiheit
zu kommen. Vier MS-Pat. haben jetzt nach mir keine Schübe mehr.
In einem Forschungsprojekt mit einer größeren Anzahl von MS-Pat.
sind jetzt Herr Prof. J. Kuhl, Psychologe und Motivationsexperte,
Osnabrück und ich dabei, meine Beobachtung wissenschaftlich zu
überprüfen.
Stand: 13.07.03
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