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Nach Lawrence LeShan ("Psychotherapie gegen den
Krebs", Klett-Cotta-Verlag) sind Krebspatienten solche, die sich
am weitesten von dem entfernt empfinden, was sie eigentlich aus
ihrem Leben machen wollten.
Diese Beobachtung konnte ich als Hausarzt und auch später immer
wieder bestätigt finden.
Nach Robert A. Weinberg "Krieg der Zellen", Droemer-Knaur-Verlag,
sind Krebszellen nun ja solche, die sich am rücksichtslosesten
gegenüber dem Gesamtorganismus verhalten: Ohne Rücksicht auf die
anderen Strukturen/Organe des Körpers vermehren sich Krebszellen
ungebremst und verdrängen damit alles Weitere. Analog konnte ich
beobachten, dass Krebspatienten solche sind, die mit sich rücksichtslos
umgehen lassen - und so nicht zu ihrer eigenen Botschaft, Berufung,
Talent kommen.
Nach LeShan kann man beobachten - und auch diese Beobachtung kann
ich selber bestätigen -, dass Krebspatienten dann wesentlich länger
überleben, als normalerweise zu erwarten gewesen wäre,
wenn sie entweder selber darauf kommen oder durch eine gute Therapie
angeregt werden, endlich das zu tun, was sie schon insgeheim immer
hatten tun wollen, bis hin zur Spontanheilung.
Caryl Hirschbergs/Marc Jan Baraschs "Unerwartete Genesung", Droemer-Knaur-Verlag,
sind 50 Krebspatienten "nachgegangen", die nach Diagnosestellung
Krebs jegliche weitere schulmedizinische Behandlung ablehnten
und doch auf einmal völlig gesund wurden: Sie konnten beobachten,
dass diese Leute ihr Leben drastisch geändert hatten.
Nach Professor Clement, Ulrich, Heidelberg, ist für ein gesundes
Leben für uns Menschen eine Voraussetzung, verzeihen zu können.
Menschen mit offenen Rechnungen gegenüber ihrem Partner und/oder
gegenüber ihren Eltern und Großeltern befinden sich damit automatisch
in der Opferrolle, was zwar folgende Vorteile hat:
- Ich kann mir Leid tun.
- Evtl. bekomme ich gelegentlich auch etwas Mitleid von den
Mitmenschen.
- Ich habe einen dicken Knüppel, um auf denjenigen, der mir
einst wehgetan hat, immer wieder eindreschen zu können.
- Ich brauche nicht Neues zu unternehmen, denn ich bin ja
mit meinem Opfertum beschäftigt.
Nachteile der Opferrolle:
- Ich komme nicht zu meiner Selbstverwirklichung,
ich komme nicht zu meiner eigenen Botschaft und
- als Opfer nehme ich eine Haltung ein, die Mitmenschen signalisiert,
dass ich mich in der Opferposition befinde, und ich diese somit
dazu einlade, auf mich draufzuhauen (das muss ja auch so sein,
denn sonst würde für mich die Opfersituation nicht mehr stimmig
sein).
Meiner Beobachtung zufolge - und dies nun seit
über 25 Jahren - befinden sich die meisten Krebspatienten in einer
klassischen Opferrolle, und sie bezahlen dies dann eines Tages
mit dem Tode, denn Opferrolle zu spielen, bedeutet eine permanente
Anspannung und auch ein permanentes Bombardiertwerden von Feindseligkeiten
durch andere, die von mir als Opfer hierzu eingeladen wurden,
auf mich draufzuhauen, mich zu verletzen.
Therapeutisches Ziel im Umgang mit einem Krebspatienten muss es
sein, ihm erst einmal bewusst zu machen, dass er irgendwo wem
noch nicht verziehen hat, er immer noch eine offene Rechnung mit
sich herumschleppt und zweitens dann ihm Mut zu machen, verzeihen
zu können, um so aus der Opferrolle auszusteigen und endlich eine
gelungene Selbstbestimmung leben zu können.
Stand: 01.06.2001
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