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Patienten, die sich in eine Psychotherapie begeben,
sind irgendwo in ihrem Leben gescheitert. Ein für sie wichtiger
Wunsch ging nicht in Erfüllung, bzw. sie konnten eine Aufgabenstellung
für sich nicht befriedigend lösen.
Hieraus folgt, dass eine psychotherapeutische Begleitung eines
Patienten lösungsorientiert sein muss.
Somit definiere ich Psychotherapie als eine Hilfestellung zur
Erweiterung der Denk-, Gefühls- und Handlungsmöglichkeiten eines
Klienten.
Wie kommt es nun, dass Menschen sich nicht in der Lage sehen,
alltägliche Hausaufgaben zu ihrer Zufriedenheit erledigen zu können?
In den in der Jugend anerzogenen Ängsten sehe ich die Ursache
für ein eingeschränktes Fühlen, Denken und Handeln.
Diese verinnerlichten Ängste werden in den Mandelkernen gespeichert
(siehe auch u. a. die Forschungsergebnisse der Neurobiologen Joseph
LeDoux, Gerald Hüther, Gerhard Roth und Manfred Spitzer). Mit
der Zeit gelernte Abwehrstrategien lassen dann eines Tages diese
introjizierten Ängste unbewusst machen, aber selbstverständlich
wirken sie ungebremst weiter und schränken das Lebensbewältigungsinstrumentarium
des Betreffenden immer wieder ein: Bestimmte Lösungen sind dann
nicht mehr erreichbar.
Ungelöste Problemstellungen aber bewirken in einem Organismus
eine anhaltende Anspannung, die dieser dann eines Tages, in Kombination
mit ungünstigen Erbfaktoren, zufällig anwesenden Bakterien/Viren
oder anderer Noxen, in eine Verhaltensauffälligkeit oder Krankheit
umsetzt, z. B. vom Waschzwang bis hin zu Depressionen, Psychosen
oder organischen Erkrankungen, wie Neurodermitis, Colitis ulcerosa,
M.Crohn, MS usw.).
Logischer- und konsequenterweise muss es Ziel der Therapie
sein,
- dem Patienten bewusst zu machen, welche einst anerzogenen Ängste ihn
bisher gesteuert haben und welche Abwehrmechanismen er dagegen
einsetzte und
- dem Patienten Mut zu machen, sich die Erlaubnis zu geben, das zu
dürfen, was bisher verboten war!
Die Therapie hat somit zu berücksichtigen, welche
angstbesetzten Gedanken den Patienten bisher steuerten (wie kommunizierte
er bisher mit sich selber?! = psycho) und welche ihm Angstmachenden
Botschaften wurden ihm bisher von seinen Familienmitgliedern immer
wieder entgegengebracht (wie kommunizierte er mit seinem Umfeld?
= sozio).
Hieraus ergibt sich der therapeutische Ansatz nach George Engel
der bio -psycho-sozialen Medizin (bio steht für die Körpermedizin).
Ein Fallbeispiel: 1988 ereilte mich - obwohl schlank, Nichtraucher,
keine Hypertonie, kein Diabetes mellitus und auch kein Bewegungsmangel
- eine koronare Herzerkrankung. Eine Dilatation misslang, so dass
ein Bypass gesetzt werden musste. Mehrfach erfüllte ich anschließend
die Bedingungen für das Sportabzeichen. Dennoch mussten 1994 und
1998 die Herzkranzgefäße wieder aufgedehnt werden, bis mir
endlich bewusst wurde, dass ich ein Leben lang von einer ungeheuren
Angst, immer zu langsam zu sein, getrieben wurde. (Meine Mutter
war eine äußerst ungeduldige Frau gewesen!). Seit ich nun erfolgreich
trainiert hatte, mit gutem Gewissen auch mal langsam sein zu können
- nicht alles so schnell begreifen zu müssen - brauche ich nicht
mehr auf den Herzkathedertisch.
Ähnliche Erfolge kann ich inzwischen bei meinen Patienten mit
Neurodermitis, Colitis ulcerosa, M.Bechterew, multipler Sklerose,
Depressionen usw. erzielen.
Heute leite ich somit die einzelnen Mitglieder einer Patientenfamilie
an, wie ein jeder angstfreier mit sich selber als auch mit den
anderen zu kommunizieren vermag.
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