Dr. med. Frederich
 
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George Engel schlug 1977 folgendes bio-psycho-soziale Modell vor, mit dem ich nun seit vielen Jahren erfolgreich arbeite:

Abbildung: Das bio-psycho-soziale Modell

erweitertes bio-psycho-soziales Modell nach Brigitte Kamutzki, entnommen aus ihrer psycholog. Diplomarbeit. und B. Frederich: Neurodermitis, "Kassenarzt" 35, 1995, S. 36 - 50.

Bio steht für die bisherige Körper- bzw. Schulmedizin: Hier bin ich weiter mit großem Engagement Internist und setze all die Techniken ein, die die Naturwissenschaften uns bis heute zur Verfügung gestellt haben (Tastbefund, Labor, Sonografie, Endoskopie, Röntgen MRT usw.). Für mich entscheidend und als wissenschaftliche Legitimation dienend ist das kleine Dreieck: ZNS - Endokrinium - Immunsystem ZNS: Zentralnervensystem; Endokrinium: Hormonsystem; Immunsystem: Abwehrsystem des Körpers). Seit erst rund 15 Jahren gilt es als gesichert, dass diese drei Systeme Kontakt miteinander haben bzw. Wechselwirken: D. h., auch Informationen, die wir über unser ZNS aufnehmen, können positive als negative Konsequenzen für das Immunsystem als auch für das Hormonsystem und in Folge für den ganzen Körper haben: Freiwillige Studenten, die sich im Rahmen einer analytischen Selbsterfahrungsgruppe gegenseitig "die Meinung sagten", zeigten am Ende fast alle eine deutliche Reduktion ihrer Immunkompetenz!

Alte Volksweisheiten, wie "das schlug mir auf den Magen", "der Schreck ließ mir das Blut in den Adern gerinnen", "da wurde ich schamrot im Gesicht" usw. finden so nachträglich ihre wissenschaftliche Bestätigung.

Die Schulmedizin vermag eine ganze Menge, wobei man wissen muss, dass die Erfolge dieser Denk- und Sehweise vor allem auf die Möglichkeiten der Chirurgie, Zahnheilkunde, Geburtshilfe und der präventiven Hygiene zurückzuführen sind! (Ich selber verdanke mein Leben der Kompetenz eines hervorragenden Herzchirurgen!) Die anderen Fächer sehen da nicht so gut aus. (Mit aus diesem Grund habe ich 1989 meine internistische Hausarztpraxis aufgegeben, da ich meine Patienten nicht länger "verarschen" wollte!)

Sozio steht für die aktuelle Kommunikation eines Menschen in seiner Familie und/oder am Arbeitsplatz:

Hier schaue ich als Familienberater nach, welche Spielregeln in diesem System (sei es in der Familie, sei es am Arbeitsplatz, sei es in der Schule usw.) installiert sind, wer was zu sagen hat, wer zu schweigen hat, und welche Konsequenzen dies für die anderen zeigt. Was erlaubt und was verboten ist, interessiert mich herauszufinden.

Ein Beispiel: Ein Elternpaar kam mit ihrem 12-jährigen Sohn wegen seiner ausgeprägten Neurodermitis (ND) zu mir in Beratung. Seltsamerweise war die ND bei Lukas (Name geändert) ausschließlich an den Händen manifestiert. Wie ein Boxer kam er mit dick umwickelten Händen in die Therapie, wobei zu sehen war, dass die Verbände von Wundsekret durchnässt waren. Routinemäßig fragte ich Lukas im Verlaufe der ersten Sitzung, was er denn alles unternehmen würde, verschwände seine ND restlos über Nacht und er hätte auch die Sicherheit, dass sie nie wiederkommen würde. Nach kurzem Zögern ging ein Leuchten über Lukas` Gesicht und er sprudelte los: "Dann kann ich wieder in unseren Keller, denn dort hat Vati eine sagenhafte Werkstatt. Material und Werkzeuge vom Feinsten, denn ich bastle für mein Leben gern und ...". Er konnte nicht ausreden, denn auf einmal sprang sein Vater auf und schrie in den Raum: "Um Gottes willen, nein, denn was das Arschloch anfasst, ist doch gleich kaputt!" (Originalton!).

Auf meine Anregung hin trennte der Vater mit einem Paravent ein Drittel seiner Werkstatt ab. Lukas erhielt auch eigenes Werkzeug und Geld für eigenes Material, und er versprach hoch und heilig, in Zukunft nichts mehr auf Vaters Seite zu entwenden oder gar zu zerstören.

Innerhalb weniger Monate hatte sich die ND von Lukas nahezu vollständig zurückgebildet. (Wenn ein feindseliges familiäres Miteinanderumgehen in der Schulmedizin bisher noch nicht als krankmachend anerkannt wird, so möchte ich hier in Erinnerung rufen, dass inzwischen wahrgenommen werden kann, wie Mobbing am Arbeitsplatz Menschen krank zu machen vermag. Im Rahmen einer Familienberatung geht es darum, "familiäres Mobbing" zum Abklingen zu bringen.)

Im Bereich von sozio , bzw. familiärer Kommunikation und aber auch von Kommunikation am Arbeitsplatz oder in der Schule setze ich all die Modell ein, die Forscher wie Bateson, G., Watzlawick, P., Stierlin, H., Satir, V., De Shazer, S., Selvini Palazzoli, M., v.Förster, H., Luhman, N., v. Glasersfeld, E. und viele andere mehr im Rahmen der Entwicklung der systemischen Familientherapie bekannt gemacht haben. Meinem Geschmack nach beschreibt Helm Stierlin die menschliche Interaktion am treffendsten mit seinem Buchtitel "Das Tun des Einen ist das Tun des Anderen". In der Sprache der Atomphysiker formuliert: "Wir Menschen wechselwirken" - sei es im Guten, sei es im Schlechten.

Psycho: Hier versuche ich, herauszufinden und den Betreffenden zu verdeutlichen, wie der Einzelne mit sich selber kommuniziert. Nach Spitzer, M., Ulm besteht unser Gehirn aus 1014 Nervenzellen mit ihren Verschaltungen, die der Kommunikation des Gehirnes mit sich selber dienen. Dagegen haben wir nur 107 Nervenzellen inklusive deren Verschaltungen, die dazu da sind, Informationen von außen hereinzulassen. Mit anderen Worten: Ein Mensch redet vorwiegend mit sich selber. (Schauen Sie doch einmal selber nach, wie häufig sie denken (Denken = nicht gesprochene Worte) und wie häufig Sie dagegen mit anderen reden ....)

In den Erinnerungen jedes Menschen gibt es Dinge, die er nicht allen mitteilt, höchstens seinen Freunden. Aber es gibt auch Dinge, die er nicht einmal den Freunden gesteht, sondern höchstens sich selbst und auch das nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Schließlich gibt es auch solche Dinge, die der Mensch sogar sich selbst zu gestehen fürchte, und solche Dinge sammeln sich bei jedem anständigen Menschen in ziemlicher Menge an. (Zitiert nach Dostojewskij, F., "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch", Reclam.)

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, welche "internen Ratgeber" mein Fühlen, Denken und Handeln steuern. Schulz von Thun, F. spricht hier von einem inneren Team, welches mir entweder Mut macht, Dinge in Angriff zu nehmen oder aber mir ängstlich suggeriert, den Schwanz einzuziehen. Auch diese Erkenntnis ist wiederum nicht ganz so neu, denn bereits der Grieche Epiktet formulierte bereits vor 2500 Jahren: "Nicht die Dinge an sich beunruhigen uns Menschen, sondern die Meinung, die wir von ihnen haben". (Eine Frau, die in ihrer Kindheit sexuellen Missbrauch hat erdulden müssen, wird von einem Mann eine andere Meinung haben, als eine Frau, die Männer kennen lernen durfte, welche stets respekt- und liebevoll mit ihr umgingen.)

Angst ist nun für mich das entscheidende Thema in meiner Arbeit, denn eine spezielle Form von Angst setzt uns Menschen, unseren Körper, in eine anhaltende Anspannung, die eines Tages unser Organismus "als Lösung" mit einer Krankheit beantwortet.

Abbildung: Stress

Selye, H. führte den Begriff des Stresses ein. Hierbei meinte er die Fähigkeit des Körpers bei Gefahr in Anspannung und damit Bereitstellung von Energie zu gelangen, um so das Bedrohliche abwenden sei es Kampf, sei es Flucht - und damit überleben zu können. Mit Eu-Stress bezeichnen wir die Situation, in der es einen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung gibt; mit Dis Stress beschreiben wir die Lage eines Lebewesens, welches in eine anhaltende Anspannung geraten ist.

Die Fähigkeit eines Lebewesens bei Gefahr mit Anspannung, d. h. mit Bereitstellung von Energie und erhöhter Aufmerksamkeit, reagieren zu können, bezeichnete Selye, H. mit dem Begriff des Stresses. Sobald die Gefahr vorüber ist, sollte dann das Lebewesen wieder in den Zustand der Entspannung zurückfallen können. Diesen Wechsel zwischen An- und Entspannung bezeichnen wir als Eu-Stress (gleich der gesunde Stress). Nobelpreisträger Prigogine, I. fand nun heraus, dass lebende Systeme nur dann zu überleben vermögen, wenn sie einem stetigen Wechsel von An- und Entspannung unterliegen. Sobald ein Lebewesen in den Zustand der anhaltenden Anspannung gerät, wird es zuerst krank, dann stirbt es :

Man kann eine Laborratte sehr schnell darauf trainieren, dass nach einem Tastendruck in ihrem Käfig ein Futterröllchen hereinkommt. Nachdem das Versuchstier dies gelernt hat, ist der Versuchsleiter gemein und schickt nach dem Prinzip des Zufalls Strom auf die Taste: Mal bekommt unser Tierchen jetzt "eine gewischt", mal nicht. Ausrechenbar ist für unser Tierchen die Situation nicht und schon gerät es in eine anhaltende Anspannung und wird alsbald mit Magengeschwüren reagieren.

Der Neurobiologe LeDoux, J. berichtet von folgendem Experiment: Eine Laborrate wurde gleichzeitig einem Stromschlag und einem Glockenton ausgesetzt, d. h., das arme Tierchen wurde über Strom auf einen Glockenton konditioniert. Nachdem diese Koppelung saß, bzw. die Ratte bei jedem Glockenton - in Erwartung eines Stromschlages - zu zittern anfing, wurde sie in einem anderen Käfig untergebracht, der ganz bewusst völlig anders als der erste gebaut war. Jetzt wurde nur noch geklingelt und mit der Zeit verlernte die Ratte ihre Schreckreaktion auf den Glockenton. Jetzt im dritten Durchgang wurde das Tier wieder in den ersten Käfig umgesetzt und nur geklingelt - und siehe da, die Schreckreaktion stellte sich wieder ein: Eine einmal gelernte Angst bleibt immer sitzen. Wie wir heute wissen, wird eine solche gelernte Angst in den Amygdalae (Mandelkernen im Hypothalamus) gespeichert.

Diese Erkenntnis ließe nun den Schluss zu, dass eine Therapie, die Angst beseitigen soll, überhaupt nicht funktionieren kann, denn sie verbleibt ja unlöschbar in den Mandelkernen verhaftet.

Aber 1. - so schreibt LeDoux weiter und ich teile seine Meinung aus eigener und der Erfahrung im Umgang mit Patienten - sind den meisten Menschen ihre einst in der Kindheit anerzogenen Ängste überhaupt nicht bewusst (siehe Dostojewskij) und 2. wenn einem diese negativen Ratgeber einsichtig gemacht werden, kann man sie zumindest über ein hartnäckiges Training kleiner kriegen. Und schon sind einem Handlungsmöglichkeiten zugänglich, die vorher außerhalb jeder Reichweite waren. Somit sehe ich unter anderem meine Aufgabe darin, welche angstbesetzten Themen, Wörter und Bilder einen Menschen leiten und ihn so immer wieder in eine anhaltende Anspannung versetzen, die ihn dann - in Kombination mit ungünstigen Erbfaktoren, zufällig anwesenden Bakterien oder Viren - mit einer Krankheit reagieren lassen.

(Angst ist allerdings nicht nur negativ zu sehen, sondern sie hat auch positive, lebenserhaltende Aspekte:
1. Angst schützt uns davor, Dinge zu tun, die unserem Körper Schaden zufügen würden. Z. B. sind wir Menschen angeborener weise mit der Angst vor Tiefe und Angst vor großen Silhouetten ausgestattet.
2. Ein Minimum an Angst ist notwendig, um eine Motivation zu haben, etwas zu tun: Bei einer übergroßen wirtschaftlichen Absicherung tut kein Mensch mehr etwas ....)

Somit versteht man mich am besten als ein Kommunikationstrainer. Ich sehe meine Aufgabe darin, herauszufinden, wie ein jeder der bei mir um Rat und Hilfe Suchenden mit sich selber kommuniziert und wie die Familienmitglieder miteinander kommunizieren.

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